Anreise mit Hürden – 14 Mai bis 15 Mai

Sonntag, 14.05.2017, Deutschland
gegen 16:30 treffe ich am Flughafen Frankfurt ein, eine Stunde vor öffnen des Check-Invon Air India. Da ich als erster in der Schlange stehe, geht die Abwicklung sehr schnell und vor allem sehr freundlich. Mit den Gebühren für die Fahrradmitnahme gab es ein wenig Diskussion. Das erste Angebot von AI für den Fahrradtransport betrug one way 100 €. Drei Tage vor Abflug kam dann die Buchungsbestätigung für das Rad, der neue Preis betrug 130 €. Als ich am Schalter dann aber 180 € für eine Strecke zahlen sollte, hatte ich irgendwie das Gefühl schon in Marrakesch am Basar zu stehen. Nach einigen Telefonaten, die sich alle gleich anhörten ” Gandeer panda tandoori Bycicle …” oder so ähnlich und der freundlichen Unterstützung der netten Dame vom Check-In wurden 130 € von meiner KK abgebucht und ich konnte mich zum Boarding begeben.

Der Abflug war sehr pünktlich und die Pilotin hatte anscheinend noch einen Friseurtermin, den wir sind 10 min. früher in New Delhi gelandet als es der Flugplan vorgesehen hat. Ich muss wirklich sagen mit Air India zu fliegen ist sehr angenehm, fürstliche Beinfreiheit, gute Ausstattung des Fliegers, anständige Bewirtung und sehr zuvorkommendes Bordpersonal. Das beste war das ich 3 Sitzplätze für mich alleine hatte, was für ein Luxus, ich habe recht gut geschlafen.

Montag, 15.05.2017 , Delhi

Die Ankunft in Delhi war unspektakulär, ich habe 10 Min. gebraucht um mit dem E-Visa durch die Passabfertigung zu kommen. Diese Station und die darauffolgenden waren bürokratisch aber sehr freundlich und flott. Mein Rad wurde mir sogar, bis zum Paketband gebracht, wo ich auf meinen Koffer wartete. Beim Durchqueren des Zolls wurde ich allerdings zurückgewiesen, ich solle mein Rad an Schalter 12 verzollen. Schalter 12 wollte den Wert des Fahrrad wissen, ich habe mal 800 € kundgetan. Ein Fehler! Alles was teurer ist als 15000 Rupien (Kurs 1/70 = 214 €) muss verzollt werden. Hier habe ich das Glück, das mein Reisebüro Bach aus Köln nicht nachgelassen hat von Air India eine schriftliche Bestätigung der Radmitnahme zu fordern. Ich lege der Dame von Schalter 12 das “Rückflugticket” von meinem Rad vor und sage, ich möchte es nicht verzollen, da ich es wieder mitnehme. Es folgt, was folgen muss, die Dame entscheidet nicht, sondern wir dackeln zu Ihrem Chef. Der sitzt Zeitung lesend in seinem Büro und winkt mich freundlich durch, also wieder bürokratisch aber freundlich und letztendlich unkompliziert.

Als ich dann den Schalter für die Inlandsflüge erreiche, möchte man mich dort nicht durch lassen, weil mein Rad nicht durch den dort vorhandenen Scanner passt. Für solche Fälle sind am Flughafen überall Servicekräfte vorhanden. Der Mann von Air India begleitet mich durch den Flughafen bis ich den Ort erreicht habe, wo ich dann mein Rad abgeben kann. Jedoch Pustekuchen, die Scannercrew bedient ja nur den Scanner, es soll jemand vom Boarding Team Air India anwesend sein. Also mach ich mich mit Rad und Gepäck auf zum Air India Check In. Dort angekommen sehe ich eine Schlange, die länger ist als die Zeit, die mir verbleibt bis mein Flug geht. Also Taktik 1, ich spreche die kleine Gruppe vorhandener Air India Mitarbeiter an. Freundliche Hektik entwickelt sich, welche ich vorerst gelassen zuschaue. Als ich nachhake, wo das Problem ist, meinen die AI Vertreter das mein Rad zu groß sei für das Flugzeug, man möchte mein Zielflughafen umbuchen und ich sollte dann den Rest mit einem Bus fahren, es wäre auch nicht so weit. Ich erläutere dem mittlerweile herbeigekommenen Teamleiter bestimmt aber freundlich, das ich mit meinem Gepäck in keinem anderen Flieger steige als der nach Dharamshala und wenn sie mein Rad an den Tragflächen kleben müssen. Wieder steigt Hektik auf, es werden Bilder von meinem Rad gemacht und alle verschwinden in irgendwohin. Ich Schaue auf meiner Uhr und beschließe vorerst zu warten. Der Check-In Schalter schließt 20 Min. vor dem Boarding, es sind also noch 45 Minuten, bis der Check-In schließt. Ich beschließe den Kollegen 10 Minuten “Lösungszeit” zu gönnen. Nach 10 Minuten warten bin ich davon überzeugt das ich die “wichtigen” Air India Mitarbeiter nicht mehr wiedersehen werde bis der Check-In geschlossen ist, daher gehe ich zu Taktik 2 über. Ich lasse mein Rad in Sichtweite stehen, gehe mit meinem Gepäck einfach über die Absperrung zum Schalter und lege mein Gepäck aufs Band. Nach 5 Minuten werde ich auch bedient, als schließlich der Mitarbeiter nach meinem 2en Gepäckstück fragt (2 Nachweise auf meinem Ticket), zeige auf mein Fahrrad. Wieder das Argument das Rad sei zu groß! Ich stelle mich Überrascht und sage dem Mann am Schalter, ich sei letztes Jahr in Nepal mit diesem Rad in genau derselben Maschine mitgeflogen, wieso können die Inder das nicht?. Ab hier geht alles schnell, eine Servicekraft wird herbeigerufen um mich zum Scanner für Sperrgepäck zu begleiten. Ich denke “Strike” die Inder mal kurz beim Stolz gepackt und schon fluppt das hier.
Am Scanner angekommen stellt sich die nächste Hürde. Mein Rad passt nicht hindurch. Man versucht mittels Unterlagen mein Rad Schräg, statt liegend durchzufahren aber auch dies Scheitert. Da die Inder extrem freundlich sind, schauen diese nur erstaunt als ich auf das Band steige und mein Rad auf dem Kopf stelle und das Vorderrad ausbaue. Das Vorderrad lege ich hinter dem Rad auf das Band und so passt alles auch durch den Scanner. Nach dem Scannen baue ich das Vorderrad wieder ein und mein Rad verschwindet mit der AI Servicekraft durch eine Tür. Ich mache mich auf den Weg zur Einlasskontrolle, welche ohne Zwischenfälle passiert wird.

Geschafft, mein Gepäck ist aufgegeben, ich bin durch die Einlasskontrolle und es verbleiben noch 20 Min. bis zum Boarding. Zeit für einen Besuch der Örtlichkeiten. Als ich dort zum Händewaschen schreite bin, ich erst ein wenig verwirrt als mir dort eine Servicekraft den Wasserhahn öffnet und mir anschließend auch noch Papierhandtücher reicht, um die Hände abzutrocknen. Service mit großem “S”. Auf meinem Weg zum Gate 42 C entdecke ich sogar ein Zweierteam, welches gerade damit beschäftigt war alle Blätter von den installierten Pflanzen einzeln abzuwaschen. Wenn die hinten fertig sind fangen die vorne wieder an….. was schreibt der in seinem Antragsformular XY: Berufsbezeichnung ” Blätterwäscher”.
Wir starten mit etwas Verzögerung in Delhi haben aber einen angenehmen Flug nach Dharamshala wo wir mit Ca. 30 Min. Verzögerung landen.

Montag, 15.05.2017, 13:00 Uhr, Dharamshala

Die Landebahn ist putzig, der Parkplatz des örtlichen Supermarktes ist größer. Aber alles passt und beim Aussteigen bin ich erleichtert mein Fahrrad zu sehen. Als ich das Gebäude verlasse, steht auch schon der bestellte Taxifahrer bereit. Als er mich mit meinem Rad sieht, ändert sich ein wenig seine Körperhaltung von freundlich lächelnd mit dem Schild “Welcome Philip Collette” zu WTF habe ich mir da eingeheimst. Auf jeden Fall bittet er mich zu warten und holt sein Taxi. Als er den Kofferraum öffnet, sehe ich sein extrem sauberes Taxi mit weißen Sitzbezügen aus Baumwolle. Er möchte gerade die Sitze umlegen und schaut dabei nicht glücklich aus, da sehe ich den Gepäckträger auf seinem Dach. Ich sage ihm er soll die Sitze lassen wo sie sind , wir können das Rad doch auf seinem Dach legen. Eine strahlende Front schneeweißer Zähne leuchten mich an als er mich anschaut und sagt “Yes MˋSahib exelent idea”.

Zehn Minuten später befinden wir uns auf dem Weg zum Hotel. Die Fahrt ist erwartungsgemäß gewöhnungsbedürftig, aber der strahlende Kollege ist exzellent darin trainiert die Hupe seines Taxis zu bedienen. Als wir schließlich am Hotel ankommen stehen schon 2 bedienstete des Hotels bereit welche mein Rad die 135 Stufen zum Empfang hin transportieren. Wieder ein unerwarteter Service, zumal ich nur 19,- € für die ersten 2 Nächte bezahlen muss.

Nach dem Beziehen des Zimmers baue ich mein Fahrrad wieder zusammen und überprüfe alle Funktionen, hier passt alles soweit. Anschließend packe ich alle Sachen aus und fange an meine Ausrüstung so zu sortieren, wie ich diese auf meiner Reise benötige. Jetzt wo alles mehr oder weniger an seinem Platz ist, kann ich eine Dusche gebrauchen, schließlich hatten wir in Dehli 42 Grad und in Dharamshala sind es 30 Grad. Frisch geduscht mache ich mich auf den Weg MCloudganj zu erkunden. Das ist der Ort, wo ich mich befinde, er liegt etwas oberhalb von Dharamshala und ist der Ort, wo der Daila Lahma seinen Exilwohnsitz hat.

Ich habe zuerst den Eindruck mich an der Tschechischen Grenze auf einem Markt zu befinden, die beiden Hauptstraßen sind gepflastert von Geschäften die allerlei Touristenplunder oder offensichtlich essbares anbieten. Der einzige Unterschied ist es das man in Indien dabei alle 100 Meter dem Tod dreimal von der Schuppe springt. Das Gehupe der Roller, Taxis und Pickups übertönt dabei noch das Gefeilsche der Händler und macht einem langsam aber sicher wahnsinnig.

Auf jeden Fall beschaffe ich mir schon ein paar Basislebensmittel für die Reise wie Reis, Linsen, Öl usw. und weis wo ich Morgen die restlichen Sachen organisieren kann. Bleibt mir noch eine wichtige Aufgabe, die Übermittlung eines Briefes bei einem Mönch. Den Brief habe ich aus Deutschland mitgenommen mit der Bitte Ihn zu überreichen. Also mache ich mich auf den Weg das Kloster zu finden, nach einigen Fehlinformationen finde ich schließlich das Kloster. Beim Durchfragen nach dem entsprechenden Mönch erhalte ich sehr widersprüchliche Aussagen, scheint irgendwie eine indische Eigenschaft zu sein. Die eine Information sagt, der Mönch sei nach USA ausgewandert die andere er sei nur heute nicht da. Immerhin habe ich eine Telefonnummer erhalten aber dabei bin ich mir nicht wirklich sicher ob der betreffende Mönch (er soll älter sein) wirklich ein Handy nutzt. Ich werde mich nachher noch einmal auf den Weg zu Kloster machen und im Sekretariat nachhaken, gestern war es bereits geschlossen.

Neben der Aufgabe “Postbote” werde ich mich heute darum kümmern die Route für die nächsten Tage festzulegen. Ich möchte nur ungern auf den Hauptstraßen fahren, da mir das einem Selbstmordkommando nahe kommt. Ich habe ja schon einiges an Verkehrschaos erlebt und würde auch durch Paris radeln aber das was hier auf den Straßen los ist folgt Europäern nicht zugänglichen Gesetzen der Physik. Auf jeden Fall habe ich schon mal von 3 Kanadiern die Information erhalten das die von mir vorgesehene Strecke wegen 3 Meter Neuschnee gesperrt ist. Ich schaue mir das vor Ort an und entscheide dann wie es weitergeht. Auf jeden Fall werde ich, sobald ich losfahre mein Spotter einschalten damit Ihr meine Position ersehen könnt, aktuell ist es ja uninteressant zu wissen, ob ich 1 km weiter südlich oder Nördlich des Stadtzentrums bin. In diesem Sinne lieben Gruß aus dem Zentrum der Exiltibeter,

Phil

PS: mangels Internetperformance bin ich leider gezwungen sparsam mit Bildern umzugehen.

4 Antworten zu „Anreise mit Hürden – 14 Mai bis 15 Mai“

  1. Caico Vincenzo

    Danke mein Freund das du mich auf deiner Reise mitnimmst in dem du es so schön beschreibst ,und mit den Bildern habe ich das Gefühl als ob ich mitreisen würde. Es ist richtig spannend in dein Blog zu lesen ,das ist auch mein erster Blog ,wo ich mich dafür interessierte alles gute ich freue mich für dich Danke bis bald

    1. Bello avere un tale amico.

  2. Ric

    Grade mal den Flughafen verlassen und schon gibt es so Lebhafte Geschichten genau das habe ich erwartet 😀
    Ich musste jetzt schon einige male loslachen 😀
    bin gespannt und freue mich auf weitere Geschichten deiner Reise. 🙂
    Bis zum nächsten mal Internet 😀
    Dein Ältester 😉

    1. Sicher kannst du dir das vorstellen, in Cuba warst ja dabei ;-). Ich bin mir sehr sicher, es folgen weitere Geschichten. Gerade habe ich denheutigen Tag gepostet. CU, dein Alter 😉

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  4 comments for “Anreise mit Hürden – 14 Mai bis 15 Mai

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