Tag 2 Amay – Hastière-par-delà – 90,3 Km 348 hm

Wir werden zum Start in den neuen Tag mit Top Wetter begrüßt und der Radweg ruft schon nach uns. Oder nee, halt nicht der Radweg, sondern der Sonntags-Tourismus entlang der Maas entfaltet sich gerade und wir ernten freundliche Begrüßungen und stumme Missbilligungen. Was für unterschiedliche Energien Menschen doch mit sich tragen ohne nur ein Wort gesagt zu haben. Nach unseren obligatorischen Cappuccinos ist das Lager schnell geräumt und wir spulen die ersten 10 Km bis nach Huy ab.

Dort finden wir ein cooles Radfahrer Kaffee wo wir ein leckeren Halt einlegen. Wir sind mit unseren bepackten Rädern in der Rennradfraktion zwar eher die Exoten, aber alles bleibt friedlich da keiner meine Beine Rasieren möchte … Toleranz ist doch etwas Feines.

Eigentlich war ich davon ausgegangen in diesem Jahr keine Chuck Norris Gedenktour zu absolvieren, sondern zur Abwechslung mal eine normale Allermannsreise mit meiner Partnerin zu genießen. Und … wo landen wir? Dieser Ort versetzt Städte in Aufruhr und ganze Landstriche in Panik.. Wer erahnt den Ort des Geschehens wo wir ein Kaffeekränzchen machen?

Also nachdem die Erkenntnis zu uns gelangt war in welchem Atomaren Krisengebiet wir uns befanden, sprinteten wir in einem Stück durch bis nach Namur, Hauptstadt der belgischen Region Wallonien. Hier fließen Meuse und Sambre zusammen und steht die Zitadelle, eine mittelalterliche Festung mit Gärten, Ausblick und der Bronzestatue einer riesigen Schildkröte. Wir machen einen Abstecher in die Stadt und kümmern uns um unser leibliches Wohl. Nach einer guten Stunde geht es weiter Richtung Süden.

Das Thermometer zeigt an diesem Tag deutlich über 25 Grad und als wir den Badesteg am Uferrand sehen brauchen wir keine 10 Minuten um die Maas mit unseren Portionen an „Schweiß des Tages“ anzureichern, schon nett so eine Tour an einem Fluss.

Dinant (Titelbild), unmissverständlich die Geburtsstadt von Alphonse Sax – der Erfinder des Saxophones – erreichen wir am frühen Abend. Wir entschließen uns diesen Abend nicht selbst zu kochen, sondern essen zu gehen. Außerhalb der Touristen Futter Meile finden wir ein nettes Restaurant wo offensichtlich die lokal ansässigen zu speisen pflegen. Als wir 20 Minuten nach Ankunft bestellen wollen, erwiderte die Kellnerin die Küche sei nun bereits zu. Ich fand es extrem doof erst 20 Minuten auf eine Bedienung zu warten um dies in Erfahrung zu bringen. Mit einigem guten zureden und freundlichem Lächeln ließen sich Kellnerin (Ca. Mitte 60) und Köchin, gestandene 83 Jahre jung, überzeugen unsere Bestellung noch als allerletzte des Abends aufzunehmen. Das Essen war großartig und wir haben jede Minute des Aufenthalts genossen, jedoch die Uhr zeigte nun 22:30 und wir hatten noch keinen Schlafplatz für die Nacht.

Nun war es also bereits dunkel als wir wieder auf den Rädern saßen und die Maas weiter entlang radelten. Leider war der Weg entlang der Maas zu Ende und wir wurden auf eine Bundesstraße geleitet. Erstens ist es doof auf solche Straßen zu fahren -erst recht im Dunkeln- und zweitens ist es dort kaum möglich einen geeigneten Schlafplatz zu finden. Das nahende Gelände des unter Denkmalschutz stehenden Schlosses bot zwar schöne Fleckchen, schien uns nicht dafür geeignet um unsere Bialeti auf dem Benzinkocher zum röcheln zu bringen. Doch, eine Lösung war in Sicht. Hinter dem Schloss war eine offene Wiese und an deren Ende ein Waldstück mit ebenen Boden. Wir parkten die Räder in der Wiese und wollten die Lage am Ende derselben per pedes und Taschenlampe auf “Nachtlagertauglichkeit” prüfen. Wir waren noch keine 10 Meter gegangen als eine Polizeistreife mit Blaulicht anhielt und uns frage was wir denn so vorhätten. „Madame doit faire Pipi“ war das einzige was mir adhoc eingefallen ist. Es gab zwar noch ein paar Fragen wo wir hinwollten und was wir mit den Rädern nachts auf der Straße wollen, aber schlussendlich wurde mir noch den Weg erklärt und uns eine gute Reise gewünscht.

Uns blieb nichts anderes übrig als weiterzufahren bis wir einen Platz finden. Der nächste war sehr schön gelegen neben einem Lager von Nachtanglern. Jedoch auf Nachfrage wurde mir von den Anglern bestätigt fürs Nachtlager eine Genehmigung zu benötigen und kontrolliert würde auch, letzte Nacht um 03:00 Uhr morgens. Also weiterfahren. Ungefähr 2 Kilometer weiter wo der Radweg wieder am Fluss vorbeilauft fanden wir einen geeigneten Platz in einer kleinen Sackgasse des Radweges. Es war zwar direkt unterhalb der Bundesstraße aber nach 3 Seiten nicht einsehbar und wir hatten bereits halb eins in der Früh. Ungefähr 40 Min. später lagen wir im Bett und wurden von den vorbeifahrenden Autos in den Schlaf gedröhnt.
N8 P & A

 

Zum GPS Track der Tagesetappe geht es hier

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