Ich werde ein paar Tage benötigen um zu akklimatisieren, der Wetterumschwung macht sich deutlich bemerkbar. Also starten wir den Tag entspannt mit einer kleinen Runde Yoga, Anja springt danach noch einmal in den Pool. Mir ist es dafür noch nicht warm genug, wenn die 30 Grad überschritten sind überlege ich mir ob ich ihr gleiches tue.
Cape Town ist nicht der schlechteste Ort um zu akklimatisieren, insbesondere nicht der Außenbereich Muizenberg wo wir uns befinden. Es ist ein Surfer Hotspot, dies merkt man nicht nur am Strand, bzw. auf dem Wasser, sondern auch an der Umgebung. Lauter coole Geschäfte laden zum Verweilen und rumstöbern ein. So radeln wir ein Stück an der Küste entlang und besuchen Kaffees und nice places to be, zumindest solange wir brauchen um uns mit dem Klima anzufreunden.
Dabei sind wir bis nach Kalkbay gefahren und haben im „Salt“ Njamie Njamie genossen. Danach sind wir zum Hafen geradelt wo wir mit „Lokals“ eine nette Unterhaltung hatten. Die Robben haben wir auch angeschaut, also das volle Programm 😉.
Anjas Hinterradbremse hat auch Probleme in Afrika anzukommen, sie blockiert bzw. schleift jetzt nur noch. Ein Fahrradgeschäft welches sich gerne darum kümmern möchte haben wir schnell gefunden, Montag um 09:00 wird es erledigt.
Abends gehen wir lecker essen und genießen dabei richtig gute Live Musik, die Sängerin hatte ein Organ wie die Nebeltröte am Hafen, nur schöner. Also die Stimme.
Am Sonntag sind wir sind mit Anjas Freundin zum Frühstück verabredet und gegen 14:00 Uhr fahren wir wieder ins RB&B. Dort braucht mein -mangels sportlicher Aktivitäten- verwahrloster Körper erst einmal eine Siesta. Anschließend packen wir unsere Fahrradtaschen und sortieren unseren kram. Was bleibt im RB&B, bei Anjas Freundin und was geht mit. Der Tag verfliegt irgendwie, abends kochen/ essen wir noch gemeinsam in der gleichen Konstellation wie zum Frühstück und anschließend fallen wir todmüde ins Bett.
Am Montag sind wir early Birds, um 08:30 stehen wir am Fahrradladen und das Surly darf sofort in die Werkstatt durchrollen. Nach 20 Min. meinte der Mechaniker die Bremse wäre innen kaputt. Ich sagte ihm in Afrika ist nichts kaputt, hier wird alles repariert. Von da an reichte er mir das Werkzeug und ich habe die Bremse zerlegt um mit einer alten Feder den Rückholmechanismus der Bremse auf die Sprünge zu helfen. Anschließend haben wir gemeinsam die Bremse entlüftet und: Heureka it works again. Die Werkstatt hat sich total freundlich für den kleinen „Lehrgang“ bedankt und wir unsere Zufriedenheit darüber geäußert, dass wir selbst Hand anlegen durften.
Anschließend gehen wir wieder im Salt in Kalkbay frühstücken und nachmittags radeln wir dann vollgepackt zum RB&B am Kap wo Anja die nächsten 2 Wochen verweilen und arbeiten wird, während ich eine erste solo Radtour starte.
Die Fahrt dahin fängt entspannt an, es gibt vieles zu sehen und es rollt ganz gut über Asphalt. Ein schönes Gefühl endlich wieder im Sattel zu sitzen und in die Pedale zu treten, erst recht zu zweit.
Auf dem Weg nach Redhil am Kap machen wir einen kleinen Abstecher zu einer Bucht wo es vor Pinguine nur so wimmelt. Okay zugegeben, es sind Schrumpfausführungen, aber immerhin, es sind Pinguine.
Nach diesem Abstecher geht es steil bergauf und jetzt fängt mein Surly an zu zicken, WTF. Ich habe ein Kettenblatt – das kleinste, ein 20 Zahn Mountaingoat – nicht getauscht weil es nicht lieferbar war und noch okay aussah . Tadaa, unter Last zieht es die Kette hoch und diese verklemmt sich dann im Umwerfer. Also habe ich für den Rest der mitunter steilen Strecke kein funktionierendes kleines Kettenblatt und damit auch keine kleinen Gänge mehr zur Verfügung. Oberdrein habe ich mein Vorbau vom Lenker nicht ausreichend fest angezogen, und während sich unten die Kette verhakt verdreht sich oben der Lenker. Das sich der neue SQ-Lab Griff – aufgrund eines defekten Gewindes- nicht mehr anständig klemmen lässt und sich somit Griff samt äußeres Hörnchen ständig verdrehen, macht die Sache rund. Ich grummele über meine eigene Nachlässigkeit beim Schrauben, fahre aber weiter und konzentriere mich darauf wie schön es ist hier zu sein.
Mittags machen wir in Simons Town Rast und ich erwerbe mir eine Kappe und ein Tropenhut, denn ich brauche dringend einen Sonnenschutz auf meinem Kopf. Der Tropenhut ist zwar aus Baumwolle aber leider made in China, dafür ist die Kappe “made by locals”. Der Laden ist abgefahren, vielleicht hole ich mir noch ein Hemd passend zur orangen Kappe 😉.
Hinter Simons Town kommen die ersten Höhenmeter und ich merke deutlich das ich quasi 1,5 Jahre kein Rad gefahren bin. Brennende Sonne, ordentlich Gegenwind und Anstieg, diese Zugaben hatte ich eigentlich für den ersten Tag nicht gebucht, insbesondere nicht mit den streikenden kleinen Gängen. Was solls, kleine Pause am Berg belohnt uns mit einer schönen Aussicht, und die Pfirsiche schmecken doppelt so gut wie vorher. Als wir nach den Aufstieg in Richtung Redhill abbiegen kommt die Belohnung, Bergab und Rückenwind. Unten im Tal angekommen ist es richtig heiß, der Planet brennt und ich habe das Gefühl fehl am Platz zu sein. Anja prescht voraus und ich komme irgendwie nicht nach. Sie wartet an der Steigung noch einmal auf mich aber nachdem wir kurz zusammen waren ist sie dennoch bald nicht mehr zu sehen. Als ich am RB&B ankomme bin ich komplett platt. Ich habe dermaßen Blei in meinen Beinen das ich mich erst einmal hinsetze und Anja den Check-in regelt. Ich habe das Gefühl in einem Schredder gesprungen zu sein und versuche gerade aus den Puzzlestücken wieder Füße, Waden oder sonstige Körperteile zu rekonstruieren. Als ich von dieser Nahtoderfahrung quasi wiederauferstanden bin und die Räder abladen wollte, fand ich die Wurzel des Zusammenbruchs meiner körperlichen Stärke – oder was noch davon übrig ist -. Die Hinterradbremse von meinem Surly war der Meinung auch klemmen zu müssen. Ich bin also den ganzen Anstieg mit Gepäck und „gezogener Handbremse“ hochgefahren.
Ich hoffe diese Ausfälle reduzieren sich in Zukunft und ich komme mehr zum fahren. Morgen ist noch mal Pause und ein ungeplanter Schraubertag. Mittwoch möchte ich aufbrechen auf meiner Tour, dass Angestrebtes Ziel ist der Swartberg Pass im Osten von Kapstadt, selbstverständlich über Pisten und so wenig wie möglich Asphalt.
CU
Phil
2 Antworten zu „First Days: Akklimatisieren“
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Sooo schön! Danke fürs teilen. Ich weiß jetzt, warum ich keine Fahrradtour mache
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LOL, na dann bleib mal dran beim lesen, vielleicht bekommst ja doch noch Lust.
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