Von Paviane und Straußenwurst

Ich musste erst einmal aufschreiben an welchen Tagen ich wo war damit ich überhaupt noch zusammenbekomme, was so alles geschehen ist.

08.02 Mittwoch Redhill – Gordon´s Bay (siehe vorherigen Bericht)

09.02 Donnerstag Gordon´s Bay – Villiersdorp

Tag des Leidens, oder anders gesagt Tag des Windes, der Berge und der Sonne. Ich starte relativ früh, im Guesthouse ist noch keine Bewegung zu sehen. Die N2 zu finden ist nicht schwer und somit kann ich mich schön warmfahren bevor es in die Steigung des Sir Lowry´s Passes geht. Apropos Warm, dass ist es sowieso – klar ich bin ja auch zur lokalen Sommerzeit hier zum Radeln-, aber in Kombination mit diesem Wind ist es schlichtweg die Hölle. Mitunter sind die Böen so kräftig das ich vom Rad geblasen werde, dann hilft nur eins: Absteigen und Schieben. So kommt es das ich Ca. 5 Kilometer mein Rad schieben musste, nicht an einem Stück, aber immer, wenn die Böen zu stark waren. So komme ich nach und nach dem höchsten Punkt des Passes auf 455 Meter näher, aber nicht ohne Hindernisse. Stellenweise ist der Seitenstreifen nur 40 – 60 cm Breit oder einfach gar nicht vorhanden. Dann ist es mit den Vorbeifahrenden LKW / Taxibussen gar nicht mehr so trivial. Fast ganz oben angekommen traue ich zuerst meinen Augen nicht, aber dann ist es unverkennbar. Eine Baboon (Pavian) Familie am Straßenrand und auf den Betonleitplanken. Ich muss zwischen LKW-Verkehr und Paviane durch, wenn ich nach Oben möchte. Also warte ich eine Lücke im Verkehr ab und winke dem nachkommenden Verkehr das ich ein wenig Platz benötige während ich mit Ca 1,5 Metern an die Paviane vorbei mein Rad hochschiebe. So nah war ich noch nie an diese mitunter aggressiven Gesellen – und auch nicht an den LKW. Um den Boss der Truppe- der gerade ein Weibchen krabbelte- nicht zu beunruhigen habe ich die Affen ignoriert im Vorbeigehen. Ich selbst wiederum wurde genaustens im Auge behalten von der Truppe. Die Situation war schnell vorbei und ich konnte meine Tour fortsetzen.

In Grabouw habe ich dann ein Brunch genossen und bin anschließend über den Viljoenpas (550 Meter) bis nach Villiersdorp geradelt. Auf dieser Strecke gab es: Klar Sonne, Wind, Berge und Eis. Bei jeder Möglichkeit, was aber nicht viele waren, gab es ein gekühltes Getränk und ein Eis. Am Ende bin ich die 2 Pässe erklommen und am Hottentots-Holland Nature Reserve vorbeigefahren auf Ca. 70 Kilometer, was aber wirklich ausreichend war unter den vorherrschenden Bedingungen.

10.02 Freitag Villiersdorp – Rivierplaas Campside

Anja hatte in Maps die Low Level Bridge crossing gefunden, eine sehr niedrige Brücke über den Bree River. Yes, Wasser Abkühlung! Da direkt in der Nähe der Brücke ein Campingplatz ist, wird dieser mein nächstes Tagesziel. Es sind zwar nur Ca 65 Kilometer, aber es wird dennoch anstrengend. 32 Grad im Schatten, hügelig.

Der Anfang der Strecke war sehr Monoton, immer eine ähnliche Landschaft. Irgendwann konnte ich endlich auf die Piste abbiegen, doch keine 2 Kilometer weiter war schon Ende.

Vorder- und Hinterreifen Platt. Bingo, einmal in brütender Hitze – zum Glück im Schatten eines Baumes, ständig eingepudert von den vorbeifahrenden LKW, Reifen flicken.

Aber auch dieses Ungemach endete und ich konnte weiter über die Waschbrettpiste hoppeln. Irgendwann kreuzte sogar ein Kanal die staubige Piste und ich konnte meinen Kopf mal unter Wasser halten und mein Tropenhut nass machen. Für die verblieben Kilometer eine Wohltat. Bevor ich meinen Zeltplatz erreicht habe durfte ich noch einmal mein Reifen Flicken, wenn das so weiter geht werde ich in 3 Tagen keine mehr haben. 4 Platte Reifen in 2 Tage, das hatte ich noch nie auf Reisen. Der Campingplatzbetreiber bringt Licht ins Dunkel der Reifenaffäre, es gibt kleine unscheinbare Bodengewächse mit Dornen welche überall an den Straßenrändern – und in der Mitte – gedeihen. Nur so viel, seit ich auf die Pflanzen achte => kein Plattfuß mehr, dies lässt hoffen.

Der Shop des Campingplatzes hat wenig essbares in den Regalen. Die Hauptartikel sind Eis, Speiseeis, Getränke, Holz und Grillkohle. Ich finde noch eine Konserve mit Äpfeln und eine mit Pfirsichen. Neben einer Tüte Mandeln wird dies mein „Interessantes“ Abendessen.

11.02 Samstag Rivierplaas Campside – Rivierplaas Campside

Der Platz ist richtig schön und es soll heute 37 Grad werden, also beschließe ich einen Tag nichts zu machen und die Natur zu genießen. Nichts ist übertrieben, denn ich muss mir ja etwas zu essen besorgen. Dieses „kurz etwas besorgen“ bedeutete 30 Kilometer zu radeln bei dann tatsächlichen 39 Grad. Macht nichts, dafür bin ich ja genau hier. Vor Ort fand ich eine Art Streetfood Wochenmarkt wo ich köstlich gegessen habe und schöne Dinge fürs Abendessen einkaufen können. Der Salat hat die 15 Kilometer Heimfahrt auch erstaunlich gut überstanden 😊.

Ich kam auf dem Festival mit einem deutschen Pärchen welche ich bereits auf dem Campingplatz gesehen hatte ins Gespräch. Sie sind vor 2 Jahren ausgewandert nach Cape Town und arbeiten von hier aus für den Amazon Kundendienst in Deutschland. Wo man so alles sein „Homeoffice“ haben kann im Zeitalter des Remote working.  

Okay, zurück zum Campingplatz, so habe ich heute bereits 2x die Low Level Bridge passiert, eine wirklich nette Stelle welche immer wieder zu einer kleinen Pause einlädt.

12.02. Sonntag – Rivierplaas Campside – Ashton

Kurz gesagt: keine besonderen Vorkommnisse. 60 staubige und warme Kilometer enden in einem einfachen Gasthaus. Die Betreiber sind zum knuddeln, ich werde auf meiner Frage nach kalten Getränken sofort zum nächsten offenen Laden gefahren, wohlgemerkt am Sonntag. Als sie einkaufen fahren werde ich sogar gefragt ob ich mitkommen möchte, und so fahre ich ein Stück der geradelten heutigen Strecke mit dem Auto zurück. Vom Supermarkt bringe ich mir ein Stück Südafrikanische Kultur mir: getrocknete Straußenwurst. Ich glaube die nehme ich mir mit für den Fall das meine Reifenflicken wirklich aus gehen, dann stopfe ich die Wurst statt des kaputten Schlauchs in meinem Mantel. Ich kann mir nicht vorstellen das die Wurst für etwas anderes als Notschlauch taugt?

Morgen geht’s nach Barrydale, dies ist Ca. 80 Kilometer entfernt. Da es nur 2 Orte dazwischen gibt und über 40 Grad angesagt sind, werde ich wohl meine Wasservorräte randvoll füllen.

CU

Phil

2 Antworten zu „Von Paviane und Straußenwurst“

  1. Holgi

    Hey Phil, du verrückter Hund 😉
    Wieder unterwegs, wie geil. Das Lesen deiner Reiseberichte habe ich echt vermisst, wie ich gerade merke. Danke dafür.
    DAUMENDRÜCK, dass alles gutgeht und du bzw. ihr Beiden eine eindrucksvolle Zeit habt. Freue mich schon jetzt auf den Multimedia-Abend!
    Und solltest du zufällig an Pietermaritzburg vorbei kommen, kannst du bitte Greg Minnaar – 4facher DH Weltmeister und 22facher DH Weltcup Sieger – einen Besuch abstatten und ihn schön von mir grüßen. Er erinnert sich bestimmt, hat mir letztes Jahr in Leogang meinen Fullface signiert 🙂

    Viele Grüße an euch Zwei und passt auf euch auf
    Holgi

    P.S. Im Sommer steht bei mir ein noch krasserer Trip an: Eine Woche MTB im Harz mit Uli und zwei weiteren Spezialisten 😉

    1. Hi Holgi,
      also wenn Greg wieder nüchtern ist versuche ich es ihm zu erklären ;-). Spaß beiseite, es macht doppelt so viel Spaß meine Erlebnisse niederzuschreiben wenn die Freude geteilt werden kann.
      Alter, Krass eine Woche mit MTB Guru Uli, auf das dir die Waden brennen ;-).
      Also THX fürs Lesen und bis bald auf einem Bier, vielleicht passt es ja wenn MTB Uli da ist?
      CU
      Phil

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


  2 comments for “Von Paviane und Straußenwurst

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert