Tag 10 Camagüey
Im Schlafsack, auf einem Stück Pappkarton, auf der Ladefläche eines 40 Tonners aufzuwachen während dieser versucht die Streckenrekorde der Paris Dakar Rallye zu unterbieten ist für mein Leben noch ein wenig gewöhnungsbedürftig. Dennoch erreichen wir, zwar verrußt und verdreckt, aber lebendig Camagüey.
Die letzte Nacht war für uns beide recht anstrengend und wir wollen schleunigst eine Casa, eine Dusche, ein Frühstück und ein paar Stunden Schlaf nachholen. Also schleunigst ab ins Zentrum. Der Weg dorthin gleicht einem zweiten kleinen Abenteuer, es ist sehr laut, die Luft steht vor Abgasen und es wimmelt nur so vor Pferdekutschen. Wir orientieren uns am Kirchenturm und steuern durch zahlreiche kleine Gassen und Einbahnstraßen bis ins Herz der Altstadt. Einmal dort angekommen starten wir Ric’s App um eine Casa zu finden. Wir haben Glück 150 m weiter sind 2 Unterkünfte und 45 Minuten später sitzen wir geduscht an einem Frühstückstisch. Danach gehen wir erst einmal den auf der Ladefläche nicht gefundenen Schlaf in den Betten suchen.
Als wir aufwachen ist erst einmal Waschtag, wir brauchen dringend wieder saubere Sachen zum anziehen. Nach getaner Arbeit steht am späten Nachmittag ein Spaziergang bei regen durch die Altstadt an. Hierbei kaufen wir noch ein paar Lebensmittel ein damit wir abends gemeinsam kochen können.
Die Bohnen brauchen ewig bis sie Zart werden aber dafür schmecken sie um so besser. Gemeinsam mit Zwiebeln, Chili, Knoblauch und einem Rest Reis wird uns auch dieses Mahl hervorragend munden. Am interessantesten schmecken die von uns kreierten Kubanischen Müsliriegel aus Maisschrot, Rosinen und Pflanzenöl. So geht wieder ein Tag zu ende, wir sind satt und nach einem Bier gehen wir schlafen.
Tag 11 Camagüey bis Bayamo
Die “Herrin” der Casa war nichts für zartbesaitete Seelen. Nach Ihrem Auftreten zu urteilen hat Sie wahrscheinlich seinerzeit mit Fidel die Revolution persönlich eingeleitet. Irgendwie löste Ihre Art nicht direkt einen Kuschelreflex bei uns aus und so waren wir schon erleichtert die Casa ungeschunden verlassen zu können und wieder frei unseres Weges zu radeln.
Das Garmin leistete wieder gute Dienste aus dem Wirrwarr von Einbahnstraßen heraus in Richtung Bayamo zu finden. So fuhren wir die ersten 15 Km um bis zur Gabelung Holguín / Las Tunas zu kommen. Ab hier wollten wir heute wieder Strecke per LKW machen. Für insgesamt 80 Pesos (2€) waren die kommenden 100 Km mittels 2 LKW Mitfahrgelegenheiten schnell überbrückt und wir wurden dann auch noch angenehm von der Stadt Las Tunas überrascht.
Radwege in Cuba! HÖLLE! Und diese sind sogar mittels Betonbegrenzer von der Fahrbahn abgetrennt. Wir überlegen kurz ob wir der Stadt einen Orden für sicheres Radfahren vergeben sollen lassen den Gedanken beim kommenden Schlagloch aber wieder fallen.
Auf der weiterfahrt von Las Tunas nach Bayamo geraten wir in einen Regenschauer, nach 10 Minuten bin ich in meiner 150€ Mavic Jacke bis auf die Knochen Nass. Ric hingegen bleibt in seiner NoName 69€ Jacke trocken. Ein Ausrüstungsgegenstand der komplett versagt ist auf so einer Reise ein echtes Problem, daher werde ich im kommenden Jahr zu den Tops und Flops meiner eingesetzten Hardware ein paar Zeilen verlieren. Die Mavic Regenjacke war neu und hält nicht was drauf steht, daher geht’s damit zurück zum Händler.
In der nächsten Bushaltestelle muss ich mich umziehen und wir warten bis der Regen vorbei ist. Für 40 Pesos geht es dann mit einem LKW weiter bis Bayamo. An diesem Tag haben wir 209 Km zurückgelegt und befinden uns Ca. 135 Km vor Santiago de Cuba.
Bayamo hat uns positiv überrascht, es gab keinen einzigen Touristenjäger, selbst die Kubanischen Rad Taxis ließen uns in ruhe. Die Innenstadt war sauber und stellenweise gab es Ansätze von Kunst zu sehen. Das war ein neues Cuba Erlebnis, dies mussten wir fortsetzen und besuchten die Kubanische Form von McDonalds. Für 75 Pesos (2,75 €) wechselten 7 unterschiedlich Belegte Brötchen und 4 Kaltgetränke den Besitzer und machten alle beteiligten zufrieden. Ab in die Casa, ein Feierabendbier auf der Terrasse und anschließend ins Bett, Morgen geht es nach Santiago de Cuba.